Groß, sichtbar, erfolgreich? – Was Körpergröße mit Karriere zu tun hat

Groß, sichtbar, erfolgreich? – Was Körpergröße mit Karriere zu tun hat

Haben große Menschen bessere Chancen im Job? Studien sagen: Ja – aber nicht immer und nicht bei allen. Ein Blick auf Vorteile, Vorurteile und die Realität im Berufsleben.

„Du wirkst wie ein Chef!“ – ein Satz, den große Menschen nicht selten zu hören bekommen. Und tatsächlich: Wer groß ist, wird oft automatisch mit Autorität, Durchsetzungskraft und Führungsqualität assoziiert. Aber steckt da mehr dahinter als nur ein Klischee? Oder sind große Menschen im Arbeitsleben wirklich erfolgreicher?

Die Wissenschaft hat sich dieser Frage schon mehrfach angenommen – und die Ergebnisse sprechen eine recht klare Sprache: Statistisch gesehen haben große Menschen bessere Karrierechancen. Studien aus den USA, Großbritannien und Deutschland zeigen, dass Körpergröße mit beruflichem Erfolg, höherem Einkommen und mehr Führungsverantwortung korreliert. Besonders bei Männern scheint ein Plus an Zentimetern ein Plus auf dem Gehaltszettel zu bedeuten.

Warum das so ist? Einerseits spielt die gesellschaftliche Wahrnehmung eine große Rolle. Große Menschen werden unbewusst als kompetenter, souveräner und sogar intelligenter eingeschätzt – allein aufgrund ihrer äußeren Erscheinung. Man nennt das den „Größeneffekt“: Größe wird mit Stärke, Reife und Dominanz verbunden, Eigenschaften, die in vielen beruflichen Kontexten als erstrebenswert gelten.

Gleichzeitig prägt Körpergröße auch das eigene Auftreten. Wer sein Leben lang gewohnt ist, „über den Dingen zu stehen“ – wortwörtlich –, entwickelt nicht selten ein stärkeres Selbstbewusstsein. Das wiederum wirkt sich positiv auf Vorstellungsgespräche, Gehaltsverhandlungen und Führungsrollen aus.

Aber: Der Zusammenhang ist nicht automatisch ein Vorteil. Gerade große Frauen erleben im Berufsleben oft einen Widerspruch. Einerseits wird auch ihnen mehr Autorität zugeschrieben, andererseits müssen sie sich in männlich geprägten Führungsetagen oft doppelt behaupten – zumal gesellschaftliche Normen häufig „zarte Weiblichkeit“ als Standard vorgeben. Körpergröße kann hier sogar zur Barriere werden, wenn sie nicht ins Erwartungsbild passt.

Auch im Alltag großer Menschen in klassischen Bürojobs zeigt sich, dass Sichtbarkeit nicht immer angenehm ist. Kleine Konferenzräume, nicht ergonomische Arbeitsplätze, unpassende Kleidung (Stichwort: „Businesshosen in Überlänge“) oder ständige Kommentare über die eigene Größe – all das kann langfristig belasten.

Und letztlich darf man den sozialen Bias nicht überbewerten: Größe allein macht niemanden kompetent. Sie kann Türen öffnen, aber nicht halten. Wer sich auf Äußerlichkeiten verlässt, wird irgendwann eingeholt – von Persönlichkeit, Leistung und echter Führungsqualität.

Es ist also ein zweischneidiges Schwert: Ja, große Menschen haben statistisch gewisse Vorteile im Berufsleben. Aber ob sie diese nutzen – oder daran scheitern –, hängt von vielen weiteren Faktoren ab. Empathie, Fachwissen, Kommunikation und Auftreten sind am Ende oft wichtiger als Zentimeterangaben im Ausweis.

Und doch: Die Diskussion zeigt, wie tief Körperwahrnehmung in unsere Gesellschaft eingebettet ist – sogar im Job. Vielleicht ist es an der Zeit, nicht mehr über „groß oder klein“ zu sprechen, sondern über individuelle Stärken, unabhängig von der Körpergröße.

Wir haben Kunden zu dem Thema befragt, hier ein paar Antworten:

1. Sven, 42 Jahre, 2,03 m, Abteilungsleiter Logistik

„Ehrlich gesagt, ich hatte nie Probleme mit meiner Größe – bis ich angefangen habe zu führen. Dann kamen die Sprüche: ‚Klar, der Große hat den Überblick.‘ Anfangs war das witzig, irgendwann wurde es ein Klischee. Ich hab gelernt, dass man mit Größe schnell in eine Schublade gesteckt wird – und dass man trotzdem seine Kompetenz beweisen muss. Heute weiß ich: Mein Auftreten hilft – aber meine Entscheidungen sind das, was zählt.“

2. Lara, 35 Jahre, 1,88 m, Projektmanagerin Digitalagentur

„Ich werde oft gefragt, ob ich Volleyball spiele – selten, ob ich gut in meinem Job bin. Im Bewerbungsgespräch hatte ich mal das Gefühl, man war eher überrascht, dass ich so ruhig spreche, obwohl ich so ‚groß wirke‘. Ich glaube, Frauen wie ich passen nicht ins klassische Bild von Karriere. Aber genau deshalb will ich sichtbar bleiben – weil andere vielleicht genau das brauchen: ein anderes Vorbild.“

3. Jonas, 29 Jahre, 1,96 m, IT-Support

„Ich arbeite im Büro und liebe meinen Job – aber ehrlich: Der Schreibtisch ist zu niedrig, die Stuhllehne zu kurz, und in den Zoom-Calls werde ich regelmäßig gefragt, ob ich aufstehe, obwohl ich sitze. Mein Vorteil? Ich werde nie übersehen. Mein Nachteil? Ich werde oft auf mein Aussehen reduziert. Ich finde, wir müssen lernen, nicht von der Körpergröße auf Kompetenz zu schließen – weder positiv noch negativ.“

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